18. Dezember 2020 Thema: Aktuelles Von Sarah Ryglewski
Die langjährige Präsidentin des Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverbands Bremen, Eva-Maria Lemke-Schulte, wird nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr kandidieren. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied der AWO und identifiziere mich mit ihren Werten Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Toleranz. Deshalb freue ich mich sehr, dass mich das Präsidium als ihre Nachfolgerin vorgeschlagen hat.
Der zentrale Gedanke in der Arbeit der AWO ist, dass man sich nicht nur um Menschen kümmert, sondern sie emanzipiert, indem man quer durch alle Lebenslagen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Jeder muss die Möglichkeit bekommen, sein Leben selbst zu gestalten und dafür braucht es eine solidarische Gemeinschaft. Das große Engagement der AWO für dieses Gesellschaftsziel ist etwas, das auch im Rahmen meiner vielen Besuche in den Einrichtungen immer wieder deutlich wird. Mit meiner Kandidatur als Präsidentin verbinde ich den klaren Auftrag, die AWO mithilfe meiner Erfahrungen, Möglichkeiten und Fähigkeiten als Bindeglied für das gesellschaftliche, gemeinschaftliche und politische Leben in Bremen weiter voranzutreiben.
Dazu gehört, dass die AWO weiterhin als ein Verband wahrgenommen werden muss, der sich gesellschaftspolitisch äußert. Gerade in einer Zeit, in der sich viele vor Problemen wegducken. Unser Ziel bleibt eine soziale, gerechte Gesellschaft. In diesem Zusammenhang ist die Pflege ein wichtiges Thema, wenn es um die Frage eines selbstbestimmten Lebens bis ins hohe Alter geht. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen müssen von Kosten entlastet werden und die Qualität der Pflege gesichert werden. Auch die Pflegenden, die einen großartigen Dienst an der Gesellschaft leisten, verdienen große Anerkennung und Respekt. Pflege muss einen ganz anderen Stellenwert bekommen in unserer Gesellschaft und das muss sich auch in der Bezahlung ausdrücken. Hier ist ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag absolut überfällig und dafür setze ich mich ein.
Aber auch zu Beginn des Lebens muss dafür gesorgt sein, dass jedes Kind die gleichen Startchancen hat und Kinder kein Armutsrisiko für ihre Familien darstellen. Um diesem entgegenzuwirken, ist die Einführung einer Kindergrundsicherung notwendig. Die AWO engagiert sich hierfür schon lange und das möchte ich mit Nachdruck weiterführen. Denn wir als Gesellschaft sind dafür verantwortlich, dass Kinder bei uns gut aufwachsen können.
Ein weiteres Thema, welches sich die AWO in ihrem breiten Spektrum annimmt, ist der Kampf gegen Rassismus. Hier ist es notwendig, ein Bewusstsein zu schaffen, dass es rassistische Diskriminierung in unserer Gesellschaft gibt, die nicht nur offensichtlich ist, sondern auch in Formen, die man als Nicht-Betroffene selten wahrnimmt. Das Ziel muss sein, Strukturen zu entdecken und eine Bewusstseinsbildung schon in der Kinder- und Jugendarbeit zu entwickeln. Rassismus, aber auch andere Formen der Diskriminierung, finden sich leider in vielen Lebenszusammenhängen. Deshalb ist es für uns als AWO ein wichtiges Thema, in der täglichen Arbeit in Einrichtungen und Projekten, aber auch in der Verbandsarbeit. Gerade in Zeiten, in denen wieder vermehrt rassistische und ausländerfeindliche Parteien und Gruppierungen unsere Demokratie und Werte von Solidarität, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Toleranz abschaffen wollen, ist eine klare politische Positionierung enorm wichtig.
Die Kreiskonferenz, auf der das Präsidium des AWO Kreisverbands Bremen sowie die Delegierten für die Landeskonferenz gewählt werden, wurde aufgrund der Pandemie verschoben und wird nun voraussichtlich am 15. Februar 2021 stattfinden.
Das ausführliche Interview mit Frau Lemke-Schulte in der Zeitschrift „AWO engagiert“ ist unter https://www.awo-bremen.de/sites/default/files/awo_engagiert_4_2020_web.pdf einsehbar.