20. Oktober 2020 Thema: Aktuelles Von Sarah Ryglewski
Mit Kerstin Brauer, Betriebsratsvorsitzende bei Airbus Defense and Space in Bremen, habe ich mich über die Perspektiven von Airbus Defense and Space am Standort Bremen ausgetauscht. Der Standort steht vor strukturellen Veränderungen, die auch mit Dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen.Einen Kompetenzverlust und ausbleibenden Wissenstransfer gilt es unbedingt zu vermeiden.
Der Schwerpunkt am Bremer Standort von Airbus Defense and Space liegt auf der Raumfahrt. Auch wenn der Standort nicht der größte ist, so ist Bremen das europäische Kompetenzzentrum für astronautische Raumfahrt und Raumfahrtrobotik. Hier entstanden wesentliche europäische Beiträge zur Internationalen Raumstation ISS, wie das Weltraumlabor Columbus. Zudem gibt es hier eine einmalige Konzentration und Symbiose von Industrie, Politik, Wissenschaft und Forschung. Das Zusammenspiel dieser Akteure ist einmalig in Europa und bietet Airbus Defense and Space in Bremen hervorragende Perspektiven und Vorteile gegenüber anderen Produktionsstandorten.
Für Deutschland und seine Industrie im digitalen Zeitalter ist die Raumfahrt von zentraler Bedeutung. Die Raumfahrt liefert neue Erkenntnisse über die Erde und das Weltall, erschließt neue Technikanwendungen, ermöglicht neuartige Dienstleistungen, fördert die internationale Zusammenarbeit und verbessert die Möglichkeiten der Abrüstungs- und Friedenspolitik über Europa hinaus. Deutschland verfügt über eine weltweit einmalige Kernkompetenz in der Raumfahrt und sollte darauf weiter aufbauen sowie Schwerpunkte in der astronautischen und robotischen Raumfahrt setzen. Aber nicht nur wissenschaftlich und wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich ist die Raumfahrt interessant. Das zeigen die beeindruckenden Bilder von Alexander Gerst aus der internationalen Raumstation ISS.
Airbus steht vor der Herausforderung, dass es sich um ein europäisches Unternehmen handelt, welches zunehmend in einen Konflikt mit nationalen, wirtschaftlichen Interessen gerät. Mit SpaceX & Co. mischen zudem innovative, private Unternehmen die Raumfahrtbranche auf. Ein geplanter Stellenabbau wirkt dabei umso bedrohlicher, da es zu Kompetenzverlusten kommen und ein Wissenstransfer sowie Wissenszuwächse ausbleiben könnten. Als Folge müssten künftig fremde Technologien eingekauft werden, anstatt diese selbst zu entwickeln. Dadurch würde ein Mitspracherecht Deutschlands innerhalb der Raumfahrt stark eingeschränkt werden.
Statt Stellenstreichungen, den Abbau sozialer und tariflicher Standards und der Verlagerung von Arbeit braucht es ein klares Bekenntnis zum deutschen Airbus Raumfahrtstandort Bremen. Mir ist es wichtig, dass die Bremer Ingenieurinnen und Ingenieure weiter an der Entwicklung in der Raumfahrt beteiligt werden und diese maßgeblich vorantreiben.